André Ziegenmeyers neues Werk „Sex, Drugs & Feenstaub“ ist nur 98 Seiten stark, und in diesem zeigt Ziegenmeyer, dass die Gebrüder Grimm irrten - und zwar gründlich.
Willkommen im Wundermärchenland
Die heile Welt der grimmschen Märchen ist passé. Denn Ziegenmeyer hält nichts von den alten und langweiligen Märchen, die jeder kennt - spätestens seit der Disney-Variante. Seine Version der Märchenfiguren ist ungleich härter, aber vielleicht auch realistischer – kindgerecht jedoch auf keinen Fall. So setzt die Fee nicht nur ihre weiblichen Reize ein, Gnome haben eine Vorliebe für harten Alkohol, Junkies können fliegen, Engel vor allem abstürzen, und Bierdeckel sind extra-terrestrisch.
Märchenfiguren sind eigentlich ganz anders als man denkt - auch die von Walt Disney. Und so wird der Leser immer wieder aufs neue überrascht und angeregt, das Bild über die Begleiter der Kindheit - grundsätzlich - über den Haufen zu werfen. Anfangs fragt man sich noch, ob eine solche Persiflage überhaupt gelingen kann, jedoch sieht man sich - nach nur ein paar wenigen Seiten - genötigt weiter zu lesen. Die Neugier siegt und letzten Endes auch der Spaß an dieser Persiflage, denn Manegolds Humor, Schreiblust und Kreativität sind scheinbar keine Grenzen gesetzt.
Hintergründig tiefsinnig
Auch wenn Ziegenmeyers Thema auf den ersten Blick sehr lustig ist, und es sich auch große Mühe gibt, kurzweilig und unterhaltend daher zu kommen, ist die hintergründige Botschaft des Werkes ziemlich düster und pessimistisch. Der ironische Unterton zeugt von einem sehr ernsthaften Blick auf die Dinge die sind. Die Märchenfiguren erscheinen als viel zu real, um das Buch in den Bereich 'Nonsens' einordnen zu können. Die Märchenwelt wird als das dargestellt, was sie wirklich ist: Glanz, Schein und unehrlicher Moralismus. Und hier und da spürt man sogar, wie nah 'Lachen und Weinen' sich eigentlich - und immer wieder - sind.
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